Frauenportrait von
Solveig Lanz Kernen

Michaela Reitterer (56) ist Eigentümerin des Boutiquehotels Stadthalle in Wien. Die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) sind ihr ein Herzensanliegen. Zu Beginn der Nuller-Jahre hat sie das Hotel ihrer Eltern in Wien als weltweit erstes Null-Energie-Stadthotel umgebaut und dafür mehrere Umweltpreise und den Staatspreis für Tourismus erhalten. Vor drei Jahren widmete sie 17 Zimmer in ihrem Haus den SDGs und gestaltete sie gemeinsam mit einem heimischen Möbel- und Designlabel um, das aus Abfall- und Restmaterialien neue Designobjekte macht. Ihr Motto: «Beim Thema Klimaschutz kann man nie genug oder zu viel beitragen und es gibt viele Bereiche, in denen wir noch besser werden müssen.» Reitterer schreibt Zehnjahrespläne, in denen sie private wie berufliche Ziele festhält. Eines war die Präsidentschaft der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Deren Mitglieder sind hauptsächlich Betreiber von Vier- und Fünf-Sterne-Hotels. Ihre Chancen waren praktisch null – Frau, Wienerin und nur Eigentümerin eines Drei-Sterne-Hotels. 2013 wurde Michaela Reitterer zur ersten Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung von 1’380 Betrieben gewählt. Ein grosser Erfolg in der Branche, ungesehen in anderen Ländern.

In der Schweizer Hotellerie arbeiten derzeit über 47'000 Frauen, das entspricht einem Frauenanteil von 56 %. Gross ist die Lohnungleichheit im mittleren, unteren und oberen Kader, dort liegt der Unterschied bei -14 %. Die Frauen werden in der Verbandsleitung von Hotellerie Suisse durch sechs Männer und eine Frau repräsentiert. In der Geschäftsleitung kommen auf fünf Männer eine Frau. Derzeit engagiert sich die Verbandsspitze für mindestens 2 weibliche Vertreterinnen in der Verbandsleitung. Man(n) ist sich bewusst, dass ein gesundes Gleichgewicht für die Zukunft benötigt wird. Ideale Vernetzungsmöglichkeiten, Motivationen durch Vorbilder und Rahmenbedingungen gehören zu den Massnahmen für dieses Ziel.