Frauenportrait von
Anita Huwiler

Annerös Maurer

Eine aussergewöhnliche Frau.

Annerös Maurer

Lebenslauf in Ihren Worten

Im Berner Oberland, zwischen Frutigen und Adelboden bin ich mit 5 Geschwistern im Idyllischen Bergebiet aufgewachsen. Meine Kindheit war simpel aber voller schöner Erlebnisse. Als ich 13 Jahre alt war ist meine Mutter gestorben, somit hieß es mit anpacken und Verantwortung übernehmen. In meiner Kindheit habe ich mir oft vorgestellt, dass es doch eine Lösung geben müsste Armen und Hungernden zu helfen, an meine Wände hing ich Bilder von Kindern aus Asien, ohne diese Länder und Kultur irgendwie näher zu kennen.

Ich war naturliebend und praktisches arbeiten lag mir, somit habe ich mich für eine Gärtnerlehre entschieden und danach noch weitere 2 Jahre in diesem Beruf gearbeitet.

Obwohl ich in gewisser Weise «wie Heidi auf der Alp» groß geworden bin, hat es mich immer wieder beschäftigt, ob das Engstligental langfristig meine Bleibe sein soll. Kurz vor meinem 23.Lebensjahr habe ich meiner inneren Stimme gehorcht und mich entschieden den Schritt in die weite Welt zu wagen.  Weder sprachlich noch kulturell war ich auf das Leben in Asien vorbereitet. Ich war «ignorant» und nicht qualifiziert für das was auf mich zukam, aber ich wollte es versuchen.

In Hong Kong /China habe ich in einer Drogen Rehabilitation mitgearbeitet und dabei die Sprache und Kultur kennengelernt. Es gab viele herausfordernde Momente und oft fühlte ich mich so inadäquat, dass es Grund genug gewesen wäre, die Rückreise in die Heimat anzutreten. Aber es überwog, dass ich am richtigen Platz war. Zudem haben mich die tragischen Geschichten aber noch viel mehr die Veränderungen zum Besseren im Leben vieler Menschen berührt und das half, frustrierende Niederlagen zu überwinden.

Nach 5 Jahren Südchina öffnete sich eine Türe im Nordwesten Chinas (Tibetische Gegend) dort habe ich in einem privaten Kinderheim mitgearbeitet, das dann leider nach 5 Jahren an die einheimischen Behörden übergeben werden musste. Das war nochmals eine andere Kultur und wiederum galt es Sprache und Gebräuche kennenzulernen. Aber es war eine Zeit, die auch voll von schönen Erinnerungen ist. Der Kontakt zu den Kindern ist zum Teil noch vorhanden und ich hatte mehrmals die Möglichkeit die Stadt und die Menschen dort wieder zu besuchen.

Der Abschied vom Nordwesten Chinas war sehr hart, doch die andere Seite des Himalayas wurde erstmals für ein Jahr mein neues Zuhause. Dharamsala, ein Ort im Norden Indiens, wo viele Exil Tibeter leben. In dieser Zeit wurde die Idee geboren, eine Firma zu gründen, wo wir zunächst Exiltibetern Arbeitsplätze schaffen wollten. In der Hauptstadt Delhi habe ich dann gemeinsam mit einer Frau aus Deutschland diese Idee verwirklicht.  Mit einer Handvoll tibetischer Flüchtlinge fingen wir an vielseitige Textilprodukte aus Stoffen zu kreieren. Unser Anliegen war es aber immer auch diese unsere jungen Mitarbeiter zu bilden und auszubilden und sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Schnell gesellten sich auch junge indische Mitarbeitende aus allen Teilen des Landes hinzu, von denen viele auch soziale Handicaps in sich trugen und im weitesten Sinne «Lebenshilfe» brauchten.  

14 Jahre alt war die Firma «Forever Zoe Handicraft» als wir im Jahr 2019 aus verschiedenen Gründen die Tätigkeit der Firma einstellen mussten. 

Zu diesem Zeitpunkt kam uns ein indisches Anwaltsehepaar zur Hilfe, die vor einigen Jahren eine NGO gegründet hatten. Durch die Stiftung «Light Life Freedom» betreuen sie Kinder aus dem Rotlichtmilieu and helfen Frauen aus vulnerablen Gruppen (Opfer von Missbrauch und Menschenhandel). Sie investieren in deren Bildung, Ausbildung und soziale Integration. Unser Anliegen war übereinstimmend und so bekamen die Mitarbeiter von «Forever Zoe» eine neue Anstellung in der geschützten Werkstatt von «Jyoti Handicraft» die ein Teil von «Light Life Freedom» ist. Auch die Lizenzen für die Produktion, der von Forever Zoe gefertigten Waren, wurden an die Stiftung übergeben.

Seit der Übergabe bin ich von Light Life Freedom als Projekt Koordinatorin für «Jyoti Handicraft» angestellt und bin somit vor Ort aktiv involviert in der Koordination der Produktion der Produkte, Ausbildung der jungen Leute, Leiterschafts-Training langjähriger Mitarbeiter und Betreuung von Mitarbeitern mit persönlichen und familiären Schwierigkeiten.

Projektbeschreibung von «Jyoti Handicraft»

  • Hochwertige Textil Produkte kreieren, Nützliches und Schönes mit viel Liebe zum Detail
  • Geschützte Arbeitsplätze für Frauen aus vulnerablen Gruppen
  • Wohngemeinschaften für junge Frauen die fern von den Familien leben
  • Individuell zugeschnittene Unterstützung der persönlichen Entwicklung
  • Ausbildungsmöglichkeiten
  • Unterstützung bei medizinischer Versorgung
  • Möglichkeiten, die Kreativität und Begabungen des Einzelnen zu entwickeln und verantwortungsvolle Positionen im Betrieb zu erlangen
  • Alle Mitarbeiter können mit den eigenen Begabungen Einfluss auf die Weiterentwicklung von Jyoti Handicraft nehmen
  • Jyoti Handicraft unterstützt und berät in schwierigen Familiensituationen und trägt Sorge, dass die Kinder unserer Mitarbeitenden eine gute Ausbildung bekommen
  • das Ziel den jungen Menschen die Möglichkeit anzubieten, neben einer Ausbildung in der Textilverarbeitung auch ihre Schulabschlüsse nachzuholen
  • Bekanntmachen der Arbeit in der Schweiz und finanzielle Unterstützung (Spenden-Akquise) für die Arbeit des Kinderheims der Arbeit von LLF, in dem 16 Kinder betreut werden.