Frauenportrait von
Bettina von Siebenthal

Dr. Ida P. Rolf, Ph. D

Amerikanische Biochemikerin, Begründerin des Rolfing® Strukturelle Integration, Pionierin in der Faszienforschung.

Dr. Ida P. Rolf, Ph. D

Cover picture of Ida Rolf © Ron Thompson

Ida Rolf wuchs als Einzelkind mit ihren Eltern in der Bronx in New York auf.
Sie studierte Biochemie an der Columbia University und schloss 1920 als eine der ersten Frauen mit dem Doktortitel ab. In den folgenden zwölf Jahren arbeitete sie am Rockefeller-Institut, zuerst in der Abteilung für Chemotherapie, später in der Abteilung für organische Chemie. Sie studierte als Wissenschaftlerin vor allem die Eigenschaften des menschlichen Bindegewebes.

Zwischenzeitlich ging Ida Rolf nach Europa: Sie studierte Mathematik und Atomphysik an der ETH in Zürich und besuchte Kurse zur Homöopathischen Medizin in Genf und zur Biochemie am Pariser Pasteur Institut.

Im Alter von 25 Jahren heiratete Ida Rolf den Elektroingenieur Walter F. Demmerle.
Das Paar hatte zwei Söhne.

Beide hatten Probleme, ihre Bewegungen zu koordinieren. Auch ihre feinmotorischen Fähigkeiten waren nicht gut. Angetrieben, Lösungen für ihre eigenen gesundheitlichen Probleme und die ihrer zwei Söhne zu finden, widmete Dr. Rolf viele Lebensjahre der Erforschung alternativer Heilmethoden . 

Sie erforschte den Effekt der Schwerkraft auf unseren Körper und beobachtete , dass anhaltende Besserungen von Beschwerden und das übergeordnete Gefühl von Wohlbefinden stark von einer Balance der Körperstruktur in der Schwerkraft abhängen.

Dr. Rolf war davon überzeugt, dass ein Ungleichgewicht in der Körperstatik und -struktur sich auf das Netzwerk des Bindegewebes – Muskeln, Faszien, Sehnen und Bänder – in Form von negativen Kompensationsstrukturen auswirken würde.

Dr. Rolf stellte die fundamentale Frage: „Welche Voraussetzungen müssen für die menschliche Körperstruktur erfüllt sein, um so im Einklang mit der Schwerkraft zu sein, dass der gesamte Mensch möglichst optimal und ergonomisch funktionieren kann?“
Diese Frage zu beantworten wurde zum zentralen Thema ihres Arbeitslebens und bildete die Basis ihrer Methode der Bindegewebsmanipulation und Bewegungslehre
Erst Jahre später wurde ihr eigener Name Synonym für die Methode: Rolfing® Strukturelle Integration

1971 gründete Ida Rolf in Boulder/Colorado das Rolf Institute of Structural Integration, eine Ausbildungsstätte, die bis heute Bestand hat.

Ida Rolf starb 1979 im Alter von 83 Jahren.

Im Jahr 2007, auf dem ersten (!) Fascia Research Congress an der Boston Harvard University, hält der ältere Sohn von Ida Rolf eine kurze Ansprache.
Richard Demmerle (1932-2015), der selbst jahrelang als Rolfer arbeitete, erklärt:
“Dies ist ein Meilenstein, für den meine Mutter ihr ganzes Leben gearbeitet hat. Wenn sie heute hier wäre, weiß ich nicht, ob sie mit dem emotionalen Aspekt umgehen könnte. Es wäre eine überwältigende Erfahrung für sie. Sie hat hart gearbeitet, sie hat ihr Leben einem Ideal, einer Idee, gewidmet. Und glücklicherweise wurde heute aus diesem Ideal, diesem Traum, den sie über die physische Struktur hatte, eine Realität. Es ist etwas, was man greifen kann. Es ist etwas, was man fühlen kann. Es ist etwas – ich finde nicht das richtige Wort dafür. Aber es ist echt. Es ist kein Traum mehr. Sie hat es weitergegeben an alle hier, alle die jemals Kontakt mit ihr oder ihrer Arbeit hatten. Sie hat Ihnen etwas gegeben – genau wie sie mir etwas gegeben hat – das Sie für den Rest Ihres Lebens begleitet….“

Ida Rolf's tiefgehende Nachforschungen, wie sich eine in der Schwerkraft organisierte Körperstruktur positiv auf den gesamten Menschen auswirkt, hat das Feld der Körperarbeit über Generationen weltweit inspiriert und legte den Grundstein zur Erforschung der Faszienwelt .